Gedichtinterpretation „Die Welt“
Das Gedicht „Die Welt“, welches von Christian Hofmann von Hofmannswaldau 1679 geschrieben wurde, besteht aus nur einer Strophe, die allerdings 18 Verse beinhaltet. Das Gedicht setzt sich aus insgesamt 8 Reimpaaren zusammen, die im Kreuzreim angeordnet sind. Die ersten zwei Versansätze beinhalten die rhetorischen Fragen, die in diesem Gedicht beantwortet werden. Auf diesen zwei Fragen baut Hofmann von Hofmannswaldau sein gesamtes Gedicht auf.
Er leitet sein Gedicht mit den Fragen „Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?“ und „Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?“ ein, welcher Beantwortung sich durch das komplette Gedicht durch ziehen. Schon in den dazu gehörigen Reim-Versen fängt er an, diese Fragen zu beantworten „Ein Schnöder Schein in kurz gefassten Grenzen, Ein schneller Blitz bei schwarz gewölkter Nacht“ (Vers 3-4). Auf den ersten scheinen diese zwei Aussagen nur ganz normale Fakten zu betreffen, doch wenn man genau hin sieht, sieht man, dass diese zwei Strophen jeweils in zwei Teile geteilt wurden.
Einmal die positive Sicht („Ein schnöder Schein“; „Ein schneller Blitz“) und danach das negative an der ganzen Sache („in kurz gefassten Grenzen“; „bei schwarz gewölkter Nacht“). So scheinen die nächsten Verse bis Vers 8 weiterzugehen. Allerdings wird diese Spaltung zum Ende hin doch sehr deutlich. „Ein faules Grab“ (Vers 8 ) bezeichnet hier nun umgedreht erst das Negative, Schlecht und danach wird es dann aus der zweiten Sicht dargestellt „so Alabaster deckt“ (Vers 8 ). Wenn man diese Spaltung in Angesicht der damaligen Zeit betrachtet, merkt man schon, dass evtl. die verschiedenen Sichtweisen der Stände gemeint seien könnte. Mit der Aussage „Komm, Seele, komm und lerne weiter schauen“ (Vers 11) spielt Hofmann von Hofmannswaldau darauf an, dass sich diese noch so positiv Beeindruckten Personen, welche nach der Stände-Theorie die Reichen und Wohlhabenden wären, nur auf das eigene wohl konzentrieren und nichts beachten, was sie selber nicht angeht. Wenn man an dieser Stelle eine Pause einlegt und sich nochmal die rhetorischen Fragen vom Anfang durchliest, sieht man schon in diesen Fragen eine gewisse Anspielung. Wenn man mit der Betonung nun etwas spielt, ist es ganz leicht, die Fragen mit ironischem Klang vorzutragen und sie so mit dem Gedicht in Verbindung zu bringen. Nun kann man im Gedicht weiter fortfahren und sieht in dem Vers „Halt ihre Lust für eine schwere Last“ (Vers 14) schon wieder eine Verbindung zu den Ständen. Die, die alles nur gut sehen, sind gleichzeitig auch die, die so gut wie keine Last zu tragen haben. Wenn man nun die Stände-Theorie komplett auf diesen Vers anwendet würde er folgende Bedeutung tragen: ‚Achte nicht nur deine Probleme, sondern auch die, der Restbevölkerung, die es nicht so gut hat wie du. Dir bringt all dein Geld nichts, wenn die, denen du es bezahlst, dir für dein Geld nichts geben. Alle die, die arbeiten müssen, sind die, die die Last tragen, den ganzen Staat versorgen zu müssen. Wenn sie nicht für dein Geld arbeiten würden, müsstest du arbeiten, also mach es allen arbeitenden Leuten so einfach wie möglich und passe auf ihre Probleme auf, damit du nicht für dein Wohl selber sorgen musst.
Anhand dieser doch langen Beschreibung für einen relativ kurzen Vers sieht man, wie viel diese Aussage Hofmann von Hofmannswaldau’s Wert ist. Er baut durch die rhetorischen Fragen zu Anfang und diese Verdeutlichung der unterschiedlichen Sichtweisen einzig und allein auf diesen einen Vers auf.
Nachdem nun dieser wohl wichtigste Vers des Gedichts schon ausgesprochen und nun nichtmehr übertreffbar ist, lässt Hofmann von Hofmannswaldau das Gedicht mit einer schönen Moral ausklingen „So wirst du leicht in diesen Port gelangen, Da Ewigkeit und Schönheit sich umfasst.“ (V15-16) Mit dieser Aussage beschreibt er die Folgen, wenn die Aufforderung aus dem Vers davor eingehalten wird. Er sagt, dass die Reichen und Wohlhabenden nur so dieses ‚berühmte Glänzen‘ und die ‚ganze Pracht‘ ausnutzen können, da sich dieses schöne Leben, das sie jetzt haben, nur dann mit der ‚Ewigkeit‘ verbinden kann, wenn die Arbeitenden dies auch für immer und somit nicht mit allzu vielen Problemen machen würden.
Ich stimme Hofmann von Hofmannswaldau zu, da sich dieses ‚Machtprinzip‘ und die Aussage der bildlichen ‚Vergewaltigung der Arbeitnehmer durch die Arbeitgeber‘ immer noch auf heute anwenden lässt. Arbeitgeber verdienen dadurch Geld, dass die Arbeitnehmer mehr Geld für sie erwirtschaften, als diese im Endeffekt wiederbekommen. So sollte der Arbeitgeber für die Zufriedenheit der Arbeitnehmer sorgen, um von diesem ‚Luxus‘ noch lange gebrauch machen zu können.